Quelle<\/a>)<\/p>\r\nDa Aufgabe 3 wiederum relativ leicht zu l\u00f6sen war, hatten viele Teilnehmende genau 5 Aufgaben gel\u00f6st, und es gab zahlreiche Spekulationen dar\u00fcber, wie sich dies auf die Mindestpunktzahl f\u00fcr eine Goldmedaille auswirken w\u00fcrde. Ich hatte jedoch wenig Zeit, \u00fcber solche Dinge nachzudenken \u2013 es war Zeit, mit der Korrektur zu beginnen.<\/p>\r\n
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Eindr\u00fccke aus den Pr\u00fcfungssaal. (Quelle: IMO 2025)<\/p>\r\n
Nach einem freudigen Wiedersehen mit Julia und Valentin (und einem Sprung in die Arme von Arnaud, meinem ehemaligen Leiter, der nun Mitglied des Problemauswahlkomitees ist) machten wir uns daran, die Pr\u00fcfungen der Teilnehmenden zu korrigieren. Die Benotung bei der IMO ist recht einfach: Die beiden Leiter*innen bewerten die Arbeiten \u201cihrer\u201d Teilnehmenden, ebenso wie zwei neutrale Beobachter*innen, die als Koordinator*innen bezeichnet werden (ein Benotungsschema wird zuvor von den Hauptleiter*innen und Koordinator*innen beim Zusammenstellen der Pr\u00fcfung erstellt, wobei f\u00fcr jede Aufgabe maximal 7 Punkte f\u00fcr eine perfekte L\u00f6sung vergeben werden). Die vier diskutieren dann (ein Prozess, der einfach nur \u201cKoordination\u201d genannt wird), um sich auf eine Punktzahl zu einigen. Theoretisch soll jeder der vier eine m\u00f6glichst objektive Bewertung abgeben; in der Praxis versuchen die Leiter*innen jedoch, eine grossz\u00fcgigere Auslegung des Bewertungsschemas f\u00fcr ihre Teilnehmenden durchzusetzen, w\u00e4hrend die Koordinator*innen die Stimme der Vernunft darstellen. Bewertungsschemata sind in der Regel recht objektiv und enthalten sehr klare Beschreibungen, f\u00fcr welche konkreten Fortschritte Punkte vergeben werden. Die Aufgabe der Leiter*innen besteht also darin, in den L\u00f6sungen ihrer Teilnehmenden auf Punkte-Schatzsuche zu gehen.<\/p>\r\n
Nach einer langen Nacht voller Korrekturen (mit etwas Hilfe von Valentin und Marco, die nur einen Sch\u00fcler zu benoten hatten) machten wir uns auf den Weg zur Koordination, w\u00e4hrend die Teilnehmenden einen Ausflug unternahmen, um die Freuden des Australia Zoos zu genie\u00dfen.<\/p>\r\n

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Quelle: via Tanish Patil<\/p>\r\n
Unsere erste Koordination betraf Problem 1, bei dem wir uns schnell auf die volle Punktzahl f\u00fcr alle ausser einem Sch\u00fcler einigten. Bei letzterem dr\u00e4ngten wir zwar darauf, aber es wurde schnell klar, dass die Koordinator*innen nicht mitspielen w\u00fcrden. Wir einigten uns darauf, die Entscheidung zu verschieben und sp\u00e4ter erneut zusammenzusitzen, was im Laufe der Koordination durchaus \u00fcblich ist. Manchmal, wenn sich die Parteien nicht einigen k\u00f6nnen, muss die Angelegenheit bis zu den anderen Leiter*innen weitergezogen werden, aber das ist eher selten, da in der Regel zuerst andere Koordinator*innen ihre Einsch\u00e4tzungen abgeben, die helfen, sich auf eine vern\u00fcnftige Punktzahl zu einigen. Wir verbrachten den ganzen Tag damit, die Punktzahlen mit den Koordinator*innen durchzugehen, mit mehr oder weniger Konflikten. W\u00e4hrenddessen schauten die Jugendlichen im Hotel K\u00e4ngurus beim K\u00e4mpfen zu. Kein Scherz. Unser Resort befand sich mitten in der Natur.<\/p>\r\n
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Ausflug in einen Freizeitpark. (Quelle: IMO 2025)<\/p>\r\n
Wir ergatterten ein paar unglaubliche Punkte, indem wir ein beachtliches Verkaufsgeschick an den Tag legten. Die Koordination dauert zwei Tage und am n\u00e4chsten Tag \u00fcberzeugten wir die Koordinator*innen langsam, indem wir so klar und objektiv wie m\u00f6glich zugunsten unserer Grenzf\u00e4lle argumentierten. Um 16 Uhr am zweiten Tag waren wir fertig. Jovian w\u00fcrde 35 Punkte erhalten, wie viele andere mit f\u00fcnf gel\u00f6sten Aufgaben, Andrej holte 30, Hongjia erhielt 28, Eric und Francesc erzielten 22 und Emil respektable 8 Punkte. Wir gingen davon aus, dass Jovian knapp an Gold vorbeischrammen w\u00fcrde und Hongjia und Andrej an der Grenze zu Silber liegen w\u00fcrden, w\u00e4hrend Eric und Francesc sichere Bronzepunkte erzielen w\u00fcrden. Aber die Schwellenwerte werden erst gesetzt, wenn alle Punkte feststehen. <\/p>\r\n
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W\u00e4hrend IPO Flaggen verbot, hatte Tanish seine Schweizer Flagge sogar in Meetings dabei. (Quelle: via Tanish Patil)<\/p>\r\n
Zu diesem Zeitpunkt traf ich meinen lieben estnischen Freund Artur und wir begannen schonmal zu feiern (Marco, Valentin und Arnaud steckten alle in der Koordination fest). Die Sitzung \u00fcber die Schwellenwerte f\u00fcr die Medaillen wurde aufgrund von Verz\u00f6gerungen bei den Diskussionen immer weiter nach hinten verschoben und begann schliesslich mit zwei Stunden Versp\u00e4tung.<\/p>\r\n
Nachdem wir sechs kontroverse F\u00e4lle durchdiskutiert hatten (die Leiter*innen schlossen sich, wenig \u00fcberraschend, in allen sechs F\u00e4llen der Empfehlung der Koordinator*innen an), kamen wir zur Abstimmung \u00fcber die Medaillenvergabe. Es \u00fcberraschte niemanden, dass die grosse Anzahl von Teilnehmenden mit 35 Punkten bedeutete, dass wir entweder 28 oder 72 Goldmedaillen vergeben mussten (die ideale Anzahl lag bei etwas mehr als 50). Obwohl 20 zus\u00e4tzliche Goldmedaillen nicht ideal sind, w\u00e4re es viel zu hart, nur 30 zu vergeben, also entschieden wir uns f\u00fcr Grossz\u00fcgigkeit. Der Dominoeffekt war, dass es auch mehr Silber- und Bronzemedaillen geben musste, damit die Proportionen einigermassen stimmen. Das kam allen zugute! Zu unserer Freude wurden 28 Silbermedaillen vergeben, wovon sowohl Hongjia als auch Jovian davon profitierte. Francesc und Eric lagen deutlich \u00fcber dem Schwellenwert f\u00fcr eine Bronzemedaille.<\/p>\r\n
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Quelle: via Tanish Patil<\/p>\r\n
Auf diesen neusten Schweizer Rekord mussten wir nat\u00fcrlich anstossen. Ich kehrte in jener Nacht aber zu einer vern\u00fcnftigen Zeit in mein Zimmer zur\u00fcck, dank der italienischen Delegationsleiterin (Veronica, eine gute Freundin von mir von der EPFL). Sie begleitete mich und Santiago aus Kolumbien zur\u00fcck zu unserem Hotel, w\u00e4hrend andere Leiter*innen weiter feierten. Auch die Jugendlichen schienen in Feierlaune zu sein, denn laut Marco klopfte jemand um 4 Uhr morgens an unserer T\u00fcr.<\/p>\r\n
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Wer hat gesagt, dass Mathematiker*innen nicht feiern k\u00f6nnen? (Quelle: IMO 2025)<\/p>\r\n
Der letzte Tag bestand schliesslich aus einem Medaillenregen an der Schlusszeremonie, w\u00e4hrend Arnaud von Google heimgesucht wurde. <\/a><\/p>\r\n
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Arnaud aus der Schweiz \u00fcberreicht als Mitglied des Problemauswahlkomitees Medaillen. (Quelle: IMO 2025)<\/p>\r\n
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Jovian auf der B\u00fchne mit den anderen Goldmedaillengewinner*innen. (Quelle: IMO 2025)<\/p>\r\n
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Hongjia im Publikum. (Quelle: IMO 2025)<\/p>\r\n
Bis in die fr\u00fchen Morgenstunden wurden Gespr\u00e4che gef\u00fchrt und Freundschaften gekn\u00fcpft. Wie immer nach einer IMO wurden alle nach dem Abschied von neuen und alten Freunden <\/a>ein bisschen melancholisch, aber das geht vorbei. Die IMO und Wissenschafts-Olympiaden im Allgemeinen sind eine wirklich einzigartige Erfahrung. Nirgendwo sonst trifft man Gleichgesinnte aus dem ganzen Land und der ganzen Welt in einem Umfeld, in dem man nicht schr\u00e4g angeschaut wird und in dem alle verstehen, was das gemeinsame Lieblingsfach so sch\u00f6n macht. Der Wettbewerbsgedanke verblasst neben dem Zusammenhalt dieser wunderbar vielf\u00e4ltigen, fr\u00f6hlichen, freundlichen und r\u00fccksichtsvollen Gemeinschaft.<\/p>\r\n
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Quelle: via Tanish Patil<\/p>\r\n
Wenn Sie jemals Zweifel oder Sorgen hinsichtlich der Zukunft haben sollten, schauen Sie doch einmal bei einer Wissenschafts-Olympiade in Ihrer N\u00e4he vorbei. Die Freude, mit der diese jungen Menschen nach Wissen und nach Spitzenleistungen streben, l\u00e4sst keinen Zweifel daran, dass wir in Zukunft in guten H\u00e4nden sind. Das soll nicht heissen, dass ich weniger Vertrauen in Jugendliche habe, die nicht an Wissenschafts-Olympiaden teilnehmen \u2013 aber wenn ich ehrlich bin, sollten alle mal teilnehmen. Es geht einfach darum, herauszufinden, was einem liegt - in der Wissenschaft ist f\u00fcr alle was dabei, von den Sternen bis zur See.
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Damit endet unsere Reise durchs Olympiadenjahr 2024\/2025<\/a> - aber aufgepasst: Bald erscheint ein Bonusartikel \u00fcber das Leben nach der Wissenschafts-Olympiade, in Zusammenarbeit mit unseren Partnerorganisationen Schweizer Jugend Forscht <\/a>und Schweizerische Studienstiftung<\/a>. Und nat\u00fcrlich hat das neue Olympiadenjahr 2025\/2026 gerade erst angefangen. Im September k\u00f6nnen interessierte Sch\u00fcler*innen die ersten Runden in Mathematik<\/a> und Philosophie<\/a> auf OlyPortal<\/a> l\u00f6sen. Anderes Fach gesucht? Wie Tanish schreibt, ist bei den 11 Wissenschafts-Olympiaden f\u00fcr alle etwas dabei.<\/a> Jetzt den Newsletter<\/a> abonnieren oder auf Instagram<\/a> oder LinkedIn<\/a> folgen, um nichts zu verpassen! <\/p>","datetime":1756115040,"datetimeend":0,"newstype":1,"newstypetext":null,"links":"","subjects":["Reisen","Freunde","Freiwilligenarbeit"],"image":["https:\/\/volunteers.olympiad.ch\/fileadmin\/_processed_\/7\/4\/csm_DSC00222_f5400cd34b.jpg"],"link":"https:\/\/science.olympiad.ch\/news\/news\/so-laeufts-ab-reise-an-die-internationalen-wettbewerbe","category":[{"uid":4,"title":"Verband"},{"uid":1,"title":"Philosophie"},{"uid":10,"title":"Mathematik"},{"uid":5,"title":"Startseite"}]}],"offset":3,"hasmore":1}